Der erste Geburtstag, am 1. März 1974
Seit Mai 1973 betreute der Bürgerverein Heiligenhaus-West den neuen Stadtteil Oberilp: Der BV West,
längst etabliert in den Stadtteilen Unterilp und Wassermangel und über die Jahre zu beschaulicher
Ruhe gekommen, wollte für sich eine Regeneration seines Vereinslebens durch die quirligen, nach
Aktivität für ihren Stadtteil drängenden Bewohner der Oberilp. Man traf sich bei
"Oberilper-Arbeitssitzungen”, man besprach sich bei Vorstands- sitzungen und Versammlungen des BV West, und
empfand schnell seitens der Vereinsoberen die schwungvollen Aktivitäten im “Arbeitsausschuss
Oberilp des BV-West” als aufmüpfig, unkon- ventionell, nicht den Regeln entsprechend - die Oberilper sollten
doch bitte auf die “Erfahrungen” der erfahrenen Herren des BV West zurückgreifen. Es kam, wie es wohl
kommen musste: Nach einigen Querelen über so weltbewegende Fragen, ob “die Oberilper die Zustimmung der
Vorstandsmitglieder aus Unterilp und Wassermangel benötigen, um z.B. bei der Post auf Aufstellung eines
zweiten Briefkastens zu drängen” (Brief an die Oberilper Mitglieder des BV West zur Mitgliederversammlung
am 16.10. 1973), nach der Weigerung des Vorstands, den Vorstandsmit- gliedern aus der Oberilp das
satzungsgemäße Recht zuzuge- stehen, dem zufolge “[a]uch jedes Vorstandsmitglied allein [berechtigt
ist], den Verein zu vertreten” (Satzung §4 Abs. 2) und nach weiteren gegenseitigen Vorwürfen war
für die überwiegende Mehrheit der Oberilper Mitglieder im BV West das Maß voll. Sie wollten
ihre Stadtteilangelegenheiten, die ihnen auf den Nägeln brannten, in die eigenen Hände nehmen und
begründeten die Lösung vom BV West mit der “unzulänglichen Organisationsform” und der “Tatsache,
daß die eigentlichen Interessen des Arbeits- kreises Oberilp seit nunmehr vier Monaten wegen des Streites
um Formalitäten nicht vertreten worden” seien (Protokoll vom 24.1. 1974).
Wie oft bei Geburten stritten dann die versammelten Anwohner bei der Gründungsversammlung am 1.3. 1974
am längsten über den Namen; andere Aufgaben zur Fürsorge für den neugeborenen Verein waren
viel schneller verteilt. Sollte das Kind “Bürgerinitiative Oberilp” heißen, oder “Bürgerverein
Oberilp”, oder doch “Arbeits- kreis Oberilp (Bürgerverein)”? Gegen diese und die Benennungen “Oberilper
Arbeitskreis” und “Oberilper Bürgerkreis” setzte sich dann mit 44 von 45 Stimmen der Name
“Bürgergemeinschaft Oberilp” durch. Es wurde eine Satzung beschlossen, auf deren Basis sich
vier Arbeitsgruppen zusammenfanden: Für Wohnange- legenheiten wurde Wolfgang Sachs in den Vorstand
gewählt, für Ausländerfragen Rainer Kuhlen, für Kinderangelegenheiten Renate Bartels,
für die Information der Mitglieder und der Öffentlichkeit Klaus Kleebaum. Kassiererin wurde Ingrid
Loose, Schriftführer Hartwig Kreische und Vorsitzende Heidi Busse.
NRZ vom 27.02. 1974
Doch es entstand in der Neugründung sogleich Streit, weil ein DKP-Mitglied des Vorstands die BGO
für seine Partei instrumentalisieren wollte; zwei Mitglieder wurden daraufhin im Mai ausgeschlossen,
einige andere traten wegen des Ausschlusses gleich mit aus - ein holpriger Start ins neue Leben also, aber
gerade diese Startschwierigkeiten schweißten die BGO erst richtig zusammen.
Die Stadtteilangelegenheiten, die den Oberilpern auf den Nägeln brannten, in die eigenen Hände
nehmen: Wohnungsmissstände, Kinderbetreuung, Grundschulmisere wegen fehlender Räume, kein
Kindergarten, internationale Feste, Sperrmüllabfuhr, der Zustand der Spielplätze, die unfertigen
Straßen - Probleme gab es genug, für deren Behandlung und Lösung die Hilfe vieler benötigt
wurde. Von der ersten Eigenwerbung existiert noch die schlechte Kopie eines Entwurfs - ob er je öffentlich
so verwandt wurde, wissen nicht einmal mehr die Gründungsmitglieder.
Und man bemühte sich - damals wie heute - gleich um ein Ge- spräch bei der Stadt, um die Nöte
der Oberilper vorzubringen und auf Abhilfe zu drängen.
[Alle noch vorhandenen Dokumente der Zeit des Arbeitskreises Oberilp im BV West finden Sie auf den
Mitgliederseiten, im Pdf- Format.]
[Weitere Presseberichte über die Gründung und den ersten offizi- ellen Auftritt beim Stadtdirektor
gibt es hier, wieder als pdf.]
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