Tankstelle Rhönstraße 2 (Foto Busse 1974)
Oberilp 1930, vom Hof Unterilp zur Höseler Str.
(Foto Stadtarchiv)
Die Siedlungsgeschichte der Oberilp
Von Gerhard Bechthold
Teil 1: Getreidefelder und Kuhweiden
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Der Rheinische Städteatlas Heiligenhaus enthält eine
topographische Karte von 1824, die westlich von Heiligenhaus inmitten ausgedehnter landwirtschaftlicher
Flächen den Hofkomplex „in der Ilp“ ausweist. Ursprünglich handelte es sich um einen großen,
zusammenhängenden Besitz, der sich nach einem Bericht der Heiligenhauser Zeitung in der
Silvester-Ausgabe 1937 namentlich bis in das 15./16. Jahrhundert zurückführen lässt.
Danach findet sich 1420 eine erstmalige Erwähnung in dem Hebe- register der Probstei Kleve, wo für
„Wyllem und Erwyn in der Elpe“ eine Jahresgabe von „3 morken van lande“ festgesetzt wird. Im Jahr 1589/ 90
führt das „Pacht- und Rentenbuch des Stiftes Werden“ das Hofgut „in der Elpen“ mit seinem Besitzer
„Heyne in der Elpen“ als zinspflichtig auf. Nach diesen Angaben kann davon ausgegangen werden, dass sich
der Name Ilp aus „Elp“, „ter Elp“ oder „in der Elpen“ abgeleitet hat und der Hofkomplex seit etwa 6
Jahrhunderten besteht. Zur Herkunft des Namens schrieb die Heiligenhauser Journalistin Ruth Ortlinghaus
am 8. März 1997 in der Rheinischen Post: „Über die Herkunft des Namens gibt es nur Spekulationen.
Eine Legende erzählt, dass die Bewohner auf der Höhe als „Spökenkieker“ zu vorgerückten
Tageszeiten den Tanz der Geister (Elfen) innerhalb der Nebelschwaden im Vogelsangbachtal beobachtet
hätten“.
Zu einem nicht mehr nachweisbaren Zeitpunkt wurde die Ilp geteilt in die Hofgüter Unterilp und Oberilp.
Das Hofgut Oberilp wurde 1821 durch Wilhelm Knops bei einer Versteigerung von den Erben Peter Backhaus
erworben. Das Hofgut Unterilp gehörte nach der Familienchronik Knops Anfang des 19. Jahrhunderts
ebenfalls Wilhelm Knops. 1921 heiratete Paul Bernsau, dessen Vater vor dem ersten Weltkrieg den benachbarten
Ruthenhof erworben hatte, auf dem Hof Unterilp ein. Dieser befand sich seit zwei Generationen im Besitz der
Familie Steineshoff. - Alle drei Hofgebäude lagen auf dem Gebiet der heutigen Oberilp. Von Kettwig auf
der Ruhrstraße kommend lag der Ruthenhof im Winkel Ruhrstraße / Giesenhofstraße (heute liegt
hier der Bolzplatz), der Hof Unterilp befindet sich bis heute in der Kurve links der Ruhrstraße und 60
Meter oberhalb lag ebenfalls an der Ruhrstraße der Hof Oberilp. Bis zur Bebauung der Ober- und Unterilp
blieben die Höfe im Besitz der Familien Knops und Bernsau.
Der ursprüngliche Hof Oberilp brannte 1865 bis auf die Fundamente ab. Den Neubau
errichteten die Knops verkehrstechnisch günstiger inmitten ihrer Ländereien an der Höseler
Straße, wo jetzt die Skoda-Vertretung liegt. Die heute noch an dieser Stelle stehenden zwei großen
Kastanienbäume markieren die frühere Hofeinfahrt. Wie Paul Knops, der letzte Hofeigentümer
erzählt, gehörten 130 Preußische Morgen (32,5 ha) Land zum Hof. Sie erstreckten sich beidseits der
Höseler Straße und umfassten im Gebiet der Oberilp den oberen, nur leicht abschüssigen Teil.
Hier stehen heute die Hoch- und Mehr- geschossbauten. Aufgrund der guten Bodenqualität (70er - 80er
Böden, Soester Börde = 100) wurde vor allem Getreide angebaut. Wie alle Höfe, war auch der
Hof Oberilp viehreich. Es wurden Pferde, Kühe, Schweine, Gänse und Hühner gehalten. Gut
erinnert sich Paul Knops (Jahrgang 1928) noch an den Scheunenbrand im März 1933. Schon im Herbst stand jedoch
der Neubau und konnte die neue Ernte auf- nehmen. 1964 wurde das Land in der Oberilp an die Stadt Heiligenhaus
verkauft. Die Hofgebäude an der Höseler Straße wichen 1970 Gewerbebauten (Opel Croll,
Bosch-Dienst, Tankstelle Rhönstraße).
Der Hof Unterilp grenzte auf dem Oberilper Gebiet mit seinen Ländereien direkt an die
Felder des Hofes Oberilp. Insgesamt umfasste der Hof 148 Preußische Morgen (37 ha), die den unteren Teil
der Oberilp sowie Teile der Unterilp und größere Flächen jenseits der Höseler Straße
umfassten. Das stark hängende Gebiet in der Oberilp wurde als Weideland genutzt. Diese 23 Morgen waren in
13 Koppeln eingeteilt. Heute stehen hier die Einfamilienhäuser. Von seinem Vater Paul übernahm
Helmut Bernsau (Jahrgang 1926) den Hof. Sein Start stand jedoch unter keinem günstigen Stern. Mit
Schrecken erinnert er sich an den Tag seiner Verlobung im Februar 1953. Es herrschten Temperaturen von -10 bis
-15° C. Man saß nachmittags beim Kaffetrinken, als plötzlich die Feuerwehr auf den Hof fuhr. Sie
hatte am Bahndamm von Kindern angezündetes trockenes Gras gelöscht und von dort den Brand der
Fachwerk-Scheune bemerkt. Doch es war zu spät! Die Scheune, in der 100 Mastschweine standen und deren
Boden voll Stroh lag, war nicht mehr zu retten. Die Tiere wurden noch nach draußen getrieben, doch in
ihrer Panik liefen sie in die brennende Scheune zurück und verbrannten elendiglich. In den Folgejahren
betrieb Helmut Bernsau auf den Weiden der Oberilp eine Rindviehzucht mit bis zu 100 Kopf Rindvieh. Neben 30
- 40 Milchkühen hatte er einen Zuchtstall mit Zuchtrindern, Bullen und Kälbern. Die Milch wurde bis
1960, als die Strecke eingestellt wurde, am Bahnhof Isenbügel auf Züge verladen.- 1965/66 wurden die
in der Oberilp gelegenen Weiden an den Bauträger David KG. verkauft. Der Gebäudekomplex des Hofes
ist heute vermietet.
Der unterhalb des Hofes Unterilp gelegene Hof in den Ruthen wurde seit dem Erwerb durch die
Familie Bernsau bis zum Verkauf zwei Generation lang von der aus den Niederlanden stammenden Familie te Brake
als Pächter bewirtschaftet. Zum Hof gehörten 145 Preußische Morgen (36,25 ha), bestehend aus
Acker, Grünland und Wald, die bis zur Wassermangel, Talburg, Isenbügeler Bahnhof und in der Unterilp
bis kurz vor die Höseler Straße reichten. - 1962/63 wurde der gesamte Besitz an die Stadt
Heiligenhaus verkauft.
Die Höfe Oberilp und Unterilp, beide auf dem Gebiet der Oberilp gelegen, gaben den beiden neuen
Wohngebieten ihre Namen.